Wer kennt es nicht: kein oder nur schlechter Empfang mit dem Handy oder Smartphone an einem wichtigen Ort, etwa zu Hause oder im Büro. Oft muss zum Telefonieren nach draußen gegangen werden oder man klebt mit dem Telefon am Ohr an einer Fensterscheibe. Natürlich kommen eingehende Anrufe auch schlecht durch, wenn das Telefon nicht ständig an einem Ort mit etwas Empfang liegt.
Abhilfe in solchen Situationen versprechen sogenannte Femtozellen. Dabei handelt es sich um Geräte, ähnlich wie einen WLAN-Router, die jedoch kein WLAN-Signal senden, sondern Mobilfunknetz-Signale. Seit einigen Monaten bieten die Netzbetreiber Vodafone und Telefónica (o2) solche Femtozellen an. Kunden, die an speziellen Standorten Schwierigkeiten mit der Netzverfügbarkeit haben, können diese damit beheben. Bei Telefónica heiß das Produkt Signal Box und wird in der Version S und M aktuell nur für Geschäftskunden angeboten. Hier die Unterschiede der zwei Modellvarianten:
Packungsinhalt
Die Femtozelle von Telefónica wird in der Verpackung des eigentlichen Herstellers Alcatel Lucent geliefert, wie im Artikelbild oben zu sehen ist. In der Verpackung befindet sich neben der Femtozelle noch das Netzteil, ein Netzwerkkabel, Dübel und Schrauben sowie eine Halterung, die sowohl als Wandhalterung als auch Tischständer dient.
Die Testumgebung
Die Signal Box S wird in meinem Fall nicht an einem herkömmlichen DSL-Anschluss betrieben, sondern an einer LTE-Verbindung der Deutschen Telekom. Der LTE Anschluss liefert im Download 16 Mbit/s und 1,5 Mbit/s im Upload. Als Router wird eine FritzBox 6810 LTE verwendet, wobei zwischen dem Router und der Signal Box noch mal eine FritzBox 7270 hängt. Zu dem o2-Netz an diesem Standort sei Folgendes gesagt: Generell wird das Gebiet von 2G Technik im 900-MHz-Band versorgt. Allerdings schwankt die Signalstärke immer wieder und eine stabile Verbindung ist meist nur im Freien vorhanden.
Installation
Die Telefónica Femtozelle muss vor der Inbetriebnahme erst auf den Standort, an dem sie betrieben wird, registriert werden. Dazu wird die Adresse auf einer speziellen Webseite von o2 eingegeben. Daraufhin wird die Femtozelle im o2-Netz registriert. Bis man die Nachricht bekommt, dass die Registrierung nun erfolgt ist und die Signal Box in Betrieb genommen werden kann, können bis zu vier Wochen vergehen. An der Signal Box selbst kann man rein gar nichts einstellen. Es gibt also kein Backend, wie von WLAN-Routern bekannt, auf dem man Konfigurationen vornehmen kann. Allerdings muss der Router, an dem die Signal Box betrieben wird, konfiguriert werden, in dem folgende Ports freigegeben und an die IP-Adresse, der Signal Box weitergeleitet werden:
- Port 53 TCP & UDP (für DNS IPsec)
- Port 123 UDP (für NTP)
- Port 500 UDP (für ISAKMP)
- Port 4500 UDP (NAT)
- Portrange von 33434 bis 33445 UDP (für ICMP)
Die Signal Box im Praxis-Betrieb
Sobald die Portweiterleitungen aktiviert sind und die Signal Box eingeschaltet wird verbindet sie sich mittels VPN-Tunnel mit dem o2-Netz, lädt sich die aktuelle Firmware herunter und stellt ein 3G-Netz zur Verfügung. Laut Telefónica dauert dies bei der ersten Inbetriebnahme bis zu 20 Minuten, ging in meinem Fall jedoch wesentlich schneller. Besonders praktisch finde ich den Powerbutton am rechten Rand der Signal Box, weil die Box so einfach nur dann eingeschaltet wird, wenn sie wirklich benötigt wird. Wobei die Signal Box S keinen allzu hohen Stromverbrauch besitzt. Ich habe pro Tag etwa 0,2 kWh gemessen.
Sobald man die Box eingeschaltet hat, dauert es etwa fünf Minuten, bis das 3G-Netz vorhanden ist. Die Sprachqualität ist sehr gut. Von Verzögerungen, etwa durch die Latenzzeit des Internetanschlusses, ist gar nichts festzustellen. Anrufe werden wie gewohnt und zügig durchgestellt. Natürlich kann man die 3G-Verbindung als Internetverbindung benutzen. Allerdings konnte ich den laut Datenblatt möglichen Downloadspeed von bis zu 14,4 Mbit/s nie messen, obwohl der LTE-Anschluss diese Geschwindigkeit hergeben würde. Meist lag die Downloadgeschwindigkeit bei etwas mehr als 4 Mbit/s. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, schließlich wird das vorhandene WLAN für die Internetconnection verwendet.
Die Reichweite der Signal Box entspricht recht genau den im Datenblatt angegeben 30 Meter. Verlässt man während einem Telefongespräch den Versorgungsbereich der Femtozelle kann ein Handover zum Mobilfunknetz stattfinden, also eine unterbrechungsfreie Übergabe des Gesprächs an einen umliegenden Mobilfunkturm. Andersherum funktioniert kein Handover. Ein Gespräch muss daher gegebenenfalls unterbrochen werden und dann, wenn man im 3G-Netz der Signal Box eingebucht ist, wieder neu aufgebaut werden. Diese Einschränkung führte in meinem Fall auch zu Gesprächsabbrüchen, als ich am Balkon telefonierte und sich mein iPhone währenddessen in das normale Mobilfunknetz einbuchte. Vermutlich war in diesem Moment das o2-Netz stärker als das von der Femtozelle zur Verfügung gestellte Signal. Da das o2-Netz an diesem Standort stark schwankt, brach das Gespräch dann ab als das Mobilfunksignal wieder zu schwach zum Telefonieren wurde.
Fazit
Die Signal Box von o2 tut das, was sie verspricht: Mittels DSL 3G-Netz zum Telefonieren zur Verfügung stellen, wo sonst kein ausreichendes Signal vorhanden ist. Dies funktioniert auch an einem LTE-Anschluss. Wer die 3G-Verbindung auch zum Surfen verwenden muss, sollte nicht die angegebenen Down- und Upload Geschwindigkeiten erwarten. Bei der Installation könnte die Registrierung schneller gehen. Bis zu vier Wochen für die zum Betrieb notwendige Standortregistrierung ist einfach zu lange. Ansonsten ist die Einrichtung sehr einfach, man sollte jedoch wissen, wie man Portweiterleitungen im eigenen Netzwerk einrichtet. Bis auf das fehlende Handover in die Femtozelle ist das Produkt voll ausgereift. Daher ist es etwas unverständlich, dass die Signal Box aktuell nur an Geschäftskunden von Telefónica verkauft wird.
Positive
- 3G-o2-Netz sogar in Gebieten ohne 3G-Empfang
- Funktioniert auch an einem LTE-Anschluss
- Gute Sprachqualität
Negative
- Beim Surfen über die 3G-Verbindung werden die angegebenen maximal Geschwindigkeiten nicht erreicht
- Notwendige Standort Registrierung kann bis zu vier Wochen dauern
- Handover vom Mobilfunknetz in die Signal Box ist bisher nicht möglich
- Nur für Geschäftskunden von Telefónica/o2 erhältlich
Update
Seit 2016 nutzen wir statt der o2 Signal Box die neue WLAN Calling Funktion von o2. Mit iPhones und einem großen Mesh WLAN von AVM klappt das sehr gut. WLAN Calling ist nicht nur für Geschäftskunden erhältlich und man spart sich die zusätzliche Femtobox.
Servus,
danke für deinen Artikel, sehr lesenswert. Kannst du mir sagen, ob du noch etwas an deiner Fritzbox einstellen musstest? Bei mir blinkt die @ und „Netzbalken“ Leuchte nach dem Einschalten der Box und nach einer Weile nur noch die Power Leuchte. Im Endeffekt funktioniert also nichts. Kannst du dir das erklären?
Hi Simon,
interessant, meine Signal Box hat aktuell das gleiche Problem. Und alles neu konfigurieren hatte auch nicht geholfen.
Erkundige mich morgen mal, ob da ggf. globales Problem vorliegt und melde mich dann nochmal.
Schönen Abend noch!
Wow danke für den Einsatz 🙂
Schönen post-Oster Start!
zwei Fragen die mich beschäftigen:
Funktioniert das auch an einen Sat-Internet-Anschluss?
Wird das 3G-Roaming O2/eplus wohl auch irgendwann für die Signalbox freigeschaltet?
Danke für Info´s
Hallo Christof,
ich kann mir schlecht vorstellen, dass der Betrieb der SignalBox über Sat-Internet gut funktioniert. Das Problem dabei wird der Ping sein. Der beträgt bei Sat-Internet um die 600ms das sind 0,6 Sekunden. Bei Telefongesprächen sollte der Ping bei 30 – 50ms liegen damit ein Gespräch flüssig geführt werden kann. Von daher würde ich das nicht empfehlen. Funktionieren sollte es jedoch, macht aber keinen echten Spass, weil man über eine Sekunde (2×0,6 Sekunden) auf die Antwort warten muss. Ob Signalboxen für National Roaming freigeschaltet werden, weiß ich nicht.